Güterzüge haben eine Länge von unter 600 Metern. Die maximale Zuglänge ist zu großen Teilen abhängig
Überblick: Wie der Güterzug länger werden kann
116,6 Milliarden Tonnenkilometer brachte der Güterzug im Jahr 2015 auf die Schiene. Erz, Kohle, Zement und Getreide, Heizöl, Melasse und Milch werden bevorzugt mit dem Güterzug transportiert – dazu kommen jede Menge Container. Auch der Großteil der Automobiltransporte wird durch die Güterbahnen abgewickelt. Der Schienengüterverkehr wächst und muss auch in Zukunft weiter wachsen, denn die Eisenbahn ist im Vergleich zu LKW, Flugzeug und Binnenschiff das klimaschonendste Verkehrsmittel im Güterverkehr. In den nächsten zehn Jahren soll sich die Transportleistung des Schienengüterverkehrs nahezu verdoppeln, geben Umweltministerium und Umweltbundesamt vor.
https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/740-meter-gueterzug/
Aber schon jetzt gibt es Engpässe im deutschen Schienennetz, rund um die großen Knotenpunkte in Deutschland und auch auf einigen viel befahrenen Strecken. Deshalb muss das Schienennetz ausgebaut und effizienter werden, damit mehr Güter mit der Eisenbahn transportiert werden können. Ein wichtiges Instrument, um die Effizienz des Systems Schiene zu steigern, sind längere Güterzüge. Sie senken die Kosten der Transporte und verbessern die Auslastung des Schienennetzes, sodass eine größere Anzahl an Gütern transportiert werden kann, ohne neue Strecken bauen zu müssen.
100 Meter mehr: Der 740 Meter lange Güterzug fährt mit 35 Waggons
Nur jeder zehnte Güterzug hat momentan eine Länge von über 700 Metern
DB Netze
Über 60 Prozent der auf dem Netz der Deutschen Bahn verkehrenden Güterzüge haben eine Länge von unter 600 Metern. Die maximale Zuglänge ist zu großen Teilen abhängig von der Beschaffenheit der Strecke. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen und die DB Netz AG, die als Eisenbahninfrastrukturunternehmen rund 87 Prozent des deutschen Schienennetzes betreibt, arbeiten seit 2006 daran, die Infrastruktur für den Einsatz längerer Güterzüge auszubauen. Europaweite Standards für die Länge eines Güterzugs sind 740 Meter und vereinzelt auch 835 Meter. Weltweit fahren Güterzüge sogar mit einer Länge von 1.000 Metern, 1.500 Metern und mehr.
Der durchschnittliche Güterzug fährt auf dem deutschen Schienennetz mit 25 bis 30 Güterwaggons. Zukünftig sollen Güterzüge rund 35 Waggons umfassen, das entspricht einer Länge von 740 Metern. Im Container-Transport bedeutet das: Ein 740-Meter-Güterzug ersetzt 52 LKW.
Fit für längere Güterzüge: Der Umbau des Schienennetzes ist einfach
Überblick: Zur Realisierung des 740-Meter-Netzes muss punktuell ausgebaut werden
DB Netze
Überblick: Zur Realisierung des 740-Meter-Netzes muss punktuell ausgebaut werden
Der Betrieb von Güterzügen nach dem EU-Standard kann schon mit kleineren Änderungen an der Infrastruktur realisiert werden. Damit die 740 Meter langen Güterzüge genauso sicher wie kürzere Güterzüge unterwegs sind, müssen Überhol- und Ausweichgleise verlängert werden. Zudem kann eine Anpassung der Leit- und Sicherheitstechnik auf Strecken und an Bahnübergängen notwendig sein, z.B. die Umsetzung von Lichtsignalen und Kontrollpunkten. Auch Umschlagbahnhöfe und Terminals für den Kombinierten Verkehr müssen teilweise verlängert werden, um einen 740 Meter langen Güterzug abfertigen zu können. Im Vergleich zum Bau neuer Strecken, sind dies jedoch kostengünstige und schnell durchzuführende Maßnahmen.
Triebfahrzeuge und Güterwaggons sind schon jetzt für den Einsatz in einem 740-Meter-Güterzug geeignet. Erst bei der Fahrt in einem 1.000 Meter langen Güterzug und mehr sind technische Umrüstungen erforderlich, da sich aufgrund von Länge und Gewicht auch das Fahr- und Bremsverhalten verändert.
Lärmemissionen treten bei einem 740 Meter langen Güterzug in gleicher Weise auf, wie bei kürzeren Güterzügen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Technischen Universität Harburg. Demnach kann sich der Wegfall von ein bis zwei Triebfahrzeugen beim Einsatz längerer Güterzüge sogar positiv auf die Lärmbilanz auswirken, da die Anzahl der An- und Abschwellphasen des Schienenlärms reduziert werden. Mit anderen Worten: Die Vorbeifahrt eines 740-Meter-Güterzugs wird weniger belastend empfunden, als die Vorbeifahrt mehrerer kürzerer Güterzüge.
Europäischer Transitverkehr: 740 Meter sind Standard
Im transeuropäischen Schienengüterverkehr hat sich der 740-Meter-Güterzug längst durchgesetzt. Damit es im Güterverkehr zwischen Deutschland und Europa nicht zu Einschränkungen kommt, ist es notwendig, diesen Standard auch bei uns flächendeckend zu ermöglichen. Sechs Korridore des transeuropäischen Kernnetzes verlaufen durch Deutschland, darunter die wichtigste Nord-Süd-Verbindung zwischen Rotterdam/Antwerpen und Genua, die entlang des Rheins führt und die deutschen Wirtschaftszentren Rhein-Ruhr und Rhein-Main-Neckar anbindet.